Wie 1 Jahr "Ausversehen Schweden" mich vorm Bore-Out rettete
Eine Sonderausgabe nimmt dich hinter die Kulissen meines einjährig bestehenden Newsletters
Der Titel ist bisschen übertrieben. Eigentlich ist mir nie langweilig. Mein Passion Project “Aus Versehen Schweden” hat trotzdem eine gewisse Extrawürze in mein von Lohnarbeit abhängiges Leben als Kreative gebracht. Im Newsletter, der den 1. Geburtstag meiner kleinen Plattform feiert, nehm ich euch mit hinter die Kulissen.
In einem Podcast für schreibende Freelancer habe ich heute morgen gehört, dass es für Kreative immer besser ist, etwas aufzubauen, als passiv zu warten und vor sich hin zu arbeiten. Aus dieser Motivation heraus habe ich vor einem Jahr die erste Ausgabe dieses Newsletters verschickt, in der es um mein Schwedisch lernen ging. Das erschien mir damals als ein spannendes Einsteiger_innenthema, weil ich immer mal wieder danach gefragt wurde, inzwischen finde ich, ich hätte da ruhig gleich mutiger rein in die Materie gehen können. Besonders Danke also an die 30 ersten Abonnierenden, die danach noch dran geblieben sind. Ich konnte in der ersten Nacht damals überhaupt nicht schlafen. Ich weiß gar nicht, wovor ich Angst hatte. Aber nachdem ich in meinen frühen 20ern mein tiefstes Inneres rausgebloggt hatte, und die letzte sieben Jahre meist nur “klassischen Journalismus” für andere erstellte, erschreckte mich der Gedanke an so etwas ganz eigenes, was einfach so nach mir klingen durfte. Deshalb dauerte es noch ein paar Monate, bis ich mich traute, persönlicher zu werden.
Bis heute ist der erfolgreichste Beitrag von mir “Per Briefwahl aus Göteborg” , an dem ich neben meiner Arbeit als Übersetzerin und einem großen Artikel anlässlich der deutschen Wahl arbeitete, und alles niederschrieb, worüber mir zu wenig in Deutschland über Schweden geredet wurde und andersrum. Dem Feedback einer ehrlichen Freundin verdanke ich, dass ich mich hier von nun an weiterhin auf meinen eigenen Blick auf Schweden und Deutschland fokussierte.
Anna Codrea-Rado hat in ihrem Newsletter über Freelancen, der damals noch “Lance” hieß, darüber geschrieben, dass sie am meisten dankbar über die Leser_innen ist, die nicht freelancen, und auch gar nicht daran denken, zu freelancen.
Ich fand mich auch in ihrer Aussage wieder, dass die besten Newsletter die sind, die auf den ersten Blick super nischig erscheinen, aber dann doch recht universal sind. Ich weiß, dass unter meinen mittlerweile paar hundert Leser_innen ein paar dabei sind, die keine klassischen Skandi-Fans sind. Warum seid ihr hier? Wenn ich euch ein bisschen kenne, dann ist es vielleicht die Unabhängigkeit, Positivität, Sachlichkeit und Meinungsstärke, die uns eint, oder von der ihr ein bisschen ab haben wollt.
Mein zweiterfolgreichster Newsletter Känn ingen sorg för mig, Göteborg hat dieses Lebensgefühl vielleicht ein bisschen eingefangen. Es war mein Jahresrückblick auf mein merkwürdiges 2021, das so viel besser war als 2020, und indem eine wundersame Verwandlung in mir vorging, die ich gern schon mit 25 gehabt hätte, spätestens: Von der überlebenden Zweiflerin zur zweifelnden Lebenden.
Schreiben kann nicht jede_n retten, aber für einige von uns kann ein Passion Project das gewisse Etwas sein. Für mich war es ein Anker, der mich davon überzeugte, dass kein Arbeitsvertrag, keine Sprachbarriere und keine fehlende Reichweite mich davon abhalten konnte, mein Ding durch zu ziehen. Und je mehr neue Leute hier mitlesen und je mehr Feedback ich bekomme, desto mehr Kraft gibt es mir auch für den ganzen Rest meines Lebens aus Miete, Lohnarbeit, Pitchen, Essen, Freunde treffen.
Hin und wieder lasse ich jemanden auf diesem Weg hier ein klein bisschen mitlaufen, in Form eines Gastbeitrags, den ich betreue. Und Marie Heimburg schaffte es mit ihrem Bericht über Studium und Berufseinstieg in Pandemiezeiten in Schweden sogar auf Platz drei.
Wer schon selbst einmal ein eigenes Projekt, egal ob Blog, Podcast oder Buch im Selbstverlag genommen hat, weiß, dass ein Jahr durchhalten etwas ist. Und keine Sorge, die nächsten vier Ausgaben stehen quasi schon im Block und dann auch im Blog, ein Bore-Out steht mir auch weiterhin erst einmal nicht bevor…
Wer sich bis dahin langweilt…
Kann von mir im “Neuen Deutschland” über den schwedischen Mietmarkt lesen
Kann über die Stimmung vorm Antrag zur Nato-Mitgliedschaft ebenfalls dort von mir nachlesen
und auf LinkedIn meinen Beitrag zu “Transkreation” anschauen.
Weiter so und Glückwunsch zum 1-jährigen, Erfolge müssen gefeiert werden. Nächste Woche bei unserem co-working vielleicht.
Hej Regine! Danke für den Blick hinter die Kulissen & Glückwunsch zum 1-jährigen - das ist was! Ich liebe deinen Schreibstil:)
Freut mich, dass du nicht an Langeweile leidest und du weiterhin Updates aus dem schönen Schweden nach Deutschland sendest.
LG aus der deutsch-niederländischen Grenzregion, Juli