Heute wird die Sonne in Göteborg um 17.41 Uhr untergehen, und ich habe mir fest vorgenommen, vorher noch ein bisschen Tageslicht zu sehen. Der Herbst in Göteborg hält mich bereits seit ein paar Wochen in seinen dunklen, grauen Klauen, zusätzlich hält mich Arbeit vom Schreiben ab und das Schreiben von der Arbeit und umgekehrt. Es beginnt die Jahreshälfte, in der ich nicht gern hier wohne. Der Morgen schreit danach, früh genug aufzustehen, um die Arbeit vor der Dunkelheit und dem damit einsetzenden Schlafbedürfnis zu schaffen. Dieses Jahr war der Übergang vom erst quirligem, dann ruhigen Sommer und dem Ende der Social Season im Herbst in Schweden besonders turbulent, was einerseits mit einer privaten Lebensveränderung zu tun hat, und andererseits mit einer guten Auftragslage, über die ich mich nicht beschweren will.
Es wird Zeit, mich und euch daran zu erinnern, warum ich eigentlich gern auf der nördlichen Seite der Ostsee lebe mit dem zweiten Teil des absolut subjektiven Guides für Göteborg:
Was kann ich gratis machen?
Eine ganze Menge, und das ist eigentlich einer der Hauptgründe, die mich wohl für immer auf unbestimmte Zeit an diese Stadt binden wird. Gratis ist das ganze Jahr über das Baden im Salzwasserpool am Frihamn. Kaltbäder in Torslanda oder Saltholmen. Nächstes Jahr soll die Eröffnung der dortigen Sauna hinzu kommen. Zu Fuß in eines der Naturreservate laufen. Stundenlang in den Bibliotheken abhängen, und dort auch unter anderem deutsche Bücher lesen. Für ein paar Kronor für ein Straßenbahnticket geht es mit dem öffentlichen Nahverkehr auf die Inseln des Schärengartens, oder nach Hisingen, um dort die Strandpromenade entlang zu laufen.
Wo kann ich am besten essen gehen?
Ich habe jahrelang über das schlechte Essen in Göteborg geschimpft, aber inzwischen gibt es weniger zu schimpfen und mehr zu schwärmen. Eine rein vegane Karte gibt es im Black Bird, das über einen punkigen Kneipencharme verfügt. Die beste Ramen mit Fleisch und Veggie-Optionen ist bei Ramen Ya zu finden. Und das beste Hot-Dog: Am „Korv-Kiosk“ in Majorna. Unbedingt mit Gurken-Relish und/oder Gurken-Majonäse probieren!
Was mache ich abends?
Im Moment am liebsten: Wieder ins Theater gehen. Für Besucher*innen, die Schwedisch können, sind das Hagateater, und das kleine Programmtheater Trixter gute Adressen. Im Stadttheater sind dagegen hin und wieder auch englische und deutsche Gastspiele zu sehen. Mein Lieblingsclub heißt Greta, die schönste Theater hat das Hagabio, das auch ein sehr nettes Kino ist. Im Moment findet dort übrigens wie jedes Jahr der Herbst der deutschen Filme statt, die ich mir gern ansehe, weil es meist eine Auswahl ziemlich gute Filme ist. Ansonsten ist ein Kinobesuch bei englischsprachigen Filmen für Englischsprachige kein Problem, da alle Filme im Originalton gezeigt werden. Dass in Deutschland Filme synchronisiert werden, und es eher Standard ist, sich nicht die Originalfassungen anzusehen, sorgt in Schweden übrigens immer wieder für ungläubige Gesichter.
Wie erlebe ich Natur, ohne die Stadt zu verlassen?
Das ist in fast jedem Bezirk so gut wie gar kein Problem: Im Osten der Stadt ist der See „Delsjön“ und das angrenzende Naturreservat gerade im Herbst eine Wanderung wert, nahe Majorna liegen der üppige botanische Garten mit angrenzendem Naturreservat sowie Slottskogen direkt nebeneinander. Und quasi in meinem Hinterhof, im Westen der Stadt zwischen Högsbo und Västra Frülunda liegt Ruddalen, mit Seen, Steinen, einem kleinen Wald… Die Wälder, Parks und Seen in der Stadt sind an windigeren Tagen eine gute Alternative zu meinen geliebten Inseln.
Was mache ich mit Kindern oder für mein inneres Kind?
Was ich nur aus meiner Beobachtung weiß: Den Vergnügungspark Liseberg besuchen, das Museum Universeum, das Schiffahrtsmuseum, und der größte Spielplatz der Stadt in Slottskogen sind Kindermagneten. Was ich aus eigener Erfahrung weiß: Slottskogen, das Schiffahrtsmuseum und Universeum eignen sich auch für das innere Kind.
Und sonst so?
Da ich in diesem Newsletter ja immer einmal wieder Einblicke in meinen Beruf gebe, wisst ihr, dass ich normalerweise Fragen stelle, um Antworten zu erhalten. Ausnahmsweiße habe ich mich aber für das Substack von Caro auf die andere Seite begeben. Das Ergebnis, ein Interview mit mir über meinen Beruf als freie Journalistin, lest ihr hier:
Für “Deine Korrespondentin” habe ich einen Artikel über Comiczeichnerinnen in Schweden geschrieben
Mit spitzer Feder - DEINE KORRESPONDENTIN (deine-korrespondentin.de)
und einen Podcast über die Global Investigative Journalism Konferenz mit der tollen Kollegin Sarah Tekath aufgenommen:
Nochmal vielen Dank für das tolle Interview! ❤️