Schweden hat jetzt doch zum ersten Mal eine Frau auf dem Chefsessel
Die erwartbare Wiederwahl der Magdalena Andersson (S)
Vergangene Woche war historisch in zweifacher Hinsicht: Zuerst wurde die Sozialdemokratin Magdalena Andersson als erste Frau an die Spitze des schwedischen Staates gewählt – ausgerechnet 100 Jahre nach dem Frauen in Schweden wählen dürfen. Ich hatte ja hier schon einmal darüber geschrieben, dass Schweden da in den letzten sechzehn Jahren etwas eifersüchtig auf Deutschland geschaut hatte.
Ebenfalls historisch war, dass Andersson bereits nach sieben Stunden wieder zurück trat – weil die Miljöpartiet, die Umweltpartei, die Regierung mit den Sozialdemokraten nach Offenlegung des Budgets wieder verließ. Warum? Das Budget wurde von der Opposition beschlossen, in der unter anderem die rechtspopulistische Partei Schwedendemokraten zu finden ist. Ein Budget, dass von Parteien rechts der Mitte beschlossen wurde, wollte die Umweltpartei nicht annehmen – auch ging sie nicht damit d’accord, dass darin die Senkung der Benzinsteuer vorgesehen war.
Damit hatte Andersson nicht mehr die Regierung aus Sozialdemokraten und Miljöpartiet, die sie eigentlich geplant hatte und trat zurück. Heute, knapp fünf Tage später, wurde sie erneut an die Spitze gewählt – und hat zum ersten Mal seit 15 Jahren eine rein sozialdemokratische Regierung unter sich. Das kann spannend werden – aber es ist ein vergleichsweise kurzer Zeitraum, in dem in Schweden die Lage bleibt, wie sie ist – denn die reguläre Reichstagswahl steht schon nächstes Jahr an. Eine Sozialdemokratin an der Spitze Schwedens und ein Sozialdemokrat an der Spitze Deutschlands – same, same, but different?
Die erste Reaktion von schwedischen Feministinnen zu Anderssons Wahl vergangene Woche war neben Enthusiasmus eine Bitte um Gleichberechtigung: „Lasst uns sie bitte nicht „Bosslady“ nennen, sondern „Schwedens Staatsministerin (Sveriges statsminister)“, schrieb die schwedische Feministin und Podcasterin Fanny Widmann zum Beispiel in einem Beitrag auf der Business-Plattform LinkedIn.1
Im Kommentarfeld des Beitrags weist eine andere Person darauf hin, dass in Zukunft hoffentlich nicht darüber diskutiert würde, was Andersson für Klamotten trüge. Eine nicht ganz unbegründete Befürchtung, wenn ich an das erste Bild von Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit Theresa May in einer Illustrierten vor ein paar Jahren denke – zu sehen waren Merkels Flats mit Mays High-Heels als seitentragendes Bild.
Die Regierungserklärung wird heute um 9.30 Uhr vorgelesen- und nachdem Andersson dann endgültig formell vom König in einer Zeremonie empfangen wird, sollte nichts mehr schief gehen und Schweden dann doch noch seine erste weibliche Staatsministerin haben – zumindest auf Zeit.
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Die sprachliche Komponente geht hier ein bisschen in der Übersetzung verloren, denn im Gegensatz zum Deutschen, in dem das generische Maskulinum (also die männliche Form stellvertretend für alle Gender zu verwenden) im vergangenen Jahr häufig diskutiert wurde, gilt die explizit weibliche Form von Berufsbezeichnungen in Schweden schon lange als altmodisch. Das Schwedische hat jedoch eine ganz andere Sprachgeschichte als das Deutsche.