Mit Dunkelheit und Kälte umgehen in Schweden
Ein Servicepost für Tipps zu Wind und Wetter ala Göteborg
Ende Oktober ist Herbst in Schweden, und zwar oft nicht mehr dieser schöne, goldene, romantische, an dem die Sonne scheint und es raschelt, nein, der graue, dunkle mit viel Regen. Westschweden liegt immer noch ziemlich südlich in diesem großen Land, aber der rasche Umschwung von den langen, hellen Tagen auf kurze, dunkle trifft mich und andere hier mehr als in Zentraleuropa. Es sind im Oktober und November oft die dichten Wolken, die keinen Sonnenstrahl durchlassen, die aufs Gemüt schlagen. Dazu Nieselregen, kalt ist es noch nicht besonders.
Die gute Nachricht: Man kann wirklich mit ein paar Dingen Abhilfe schaffen. Die folgenden Tipps sind von mir pandemiewintererprobt und können gut auch in Deutschland ausprobiert werden.
1. Bunt scheint bunter, wenn der Hintergrund grau ist
Der größte Fehler bei tristem Herbstwetter ist es, sich einzugraben. Auch wenn man von grauen Häuserblocks umgeben ist: Ein Ausflug in einen botanischen Garten oder Park ist an einem verregneten Sonntag oft die bessere Wahl als Kino oder Museum, weil man so diesen schönen Farbkontrast von bunt und grau nicht verpasst. Und wer jetzt denkt, dass sei doch viel zu kalt, dem gebe ich diesen life-changing-trick auf den Weg:
2. Das Drei-Schichten-Prinzip
Während man sich über die Konformität schwedischer Kleidung durchaus streiten kann, ist eines extrem smart: Das Drei-Schichten-Prinzip im Winter. Und nein, hiermit ist nicht einfach nur der gute, alte Zwiebellook gemeint, sondern das Prinzip: Baumwollschicht - Dicker Wollpullover, Hoodie oder Steppweste und eine dünne, wasserabweisende Schale drüber. Alles bis auf die erste Schicht ist leicht oversized. Damit schwitzt man weder drinnen noch friert man draußen. Meine Favoritkombinationen: Hemd, Wollsweater, Kunstlederjacke oder Long-Shirt, Hoodie, Regenjacke oder Bluse, Norwegerpulli, dünner Mantel. Die dicke Daunenjacke kann man sich so auch getrost für Minusgrade aufheben…
3. Entdecke jetzt die Touristenziele, die im Sommer voll sind
Wenn es kalt wird und sich die Boote leeren, setze ich mich in die Fähre und gehe im Göteborger Schärengarten spazieren. Das nordische Aquarellmuseum in Tjörn habe ich mir auch im Oktober angesehen. Fast ohne Menschen konnte ich in Ruhe die wunderschöne Ausstellung der Carin Ellberg genießen: Bilder und Installationen rund ums Meer, an die Umgebung des pittoresken Westküstenortes angepasst. Ostseestrände, Badeseen, Berge und Täler - jetzt ist die beste Zeit, sich dort aufzuhalten und die Umgebung nicht vor lauter Menschen zu verpassen.
4. Kalt baden
Das ist wirklich nicht für jeden was, und wen die Vorstellung von kaltem Wasser anekelt, der lese bitte weiter. Als die Schwimmbäder geschlossen waren, habe ich Kaltbaden ausprobiert. Erfahrene Kaltbader*innen empfehlen, im September oder Oktober zu beginnen, in Meer oder See zu steigen. Danach muss man übrigens nicht unbedingt in die Sauna: Warme Klamotten wie den Norwegerpulli (siehe Drei-Schichten-Prinzip) einfach sofort anzuziehen, wenn man nach 5 bis 10 Minuten aus dem Wasser steigt, hilft auch.
5. Tageslichtlampe
Ich stehe ab Mitte Oktober um 6 Uhr auf, um den Tag gut zu nutzen, kurz, wie er ist. Auf dem Schreibtisch steht eine kleine Tageslichtlampe, die ich in den ersten 20 Minuten brennen lasse. Der Trick macht mich wacher als der Kaffee, den ich nebenbei trinke. Und ist energiesparender als in der gesamten Wohnung Festbelichtung anzumachen. Ins Büro mitnehmen ist ohnehin kein Problem.
Und jetzt auf in einen bunten Herbst!
Song für den leeren Strand
Was es sonst noch Neues gibt:
Für die österreichische Wochenzeitung “Die Furche” habe ich eine Analyse darüber geschrieben, warum gerade viele junge Männer die Schwedendemokraten gewählt haben.
In der aktuellen Apothekenumschau gibt es ein Reisespecial zu Göteborg, bei dem eine passionierte Kaltbaderin ihre Tipps für die Stadt gibt. Wer in der nächsten Woche an einer Apotheke vorbei kommt, kann sich den Artikel noch im Print anschauen.